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Reading List 33 – Artificial Intelligence, Kreation und die Zukunft von Content

Look Mum, no hands!

AI ist (schon) hier um zu bleiben.

AI is buzzing. Daran gibt es wenig Zweifel.
Midjourney, OpenAI, Lensa, Soundraw machen Kreativen rund um den Globus ihr Leben leichter. Sie visualisieren, schreiben, messen, planen und inspirieren.

Schlimmer als das Original: NOFX played by AI.*

Und das macht sich in unserem Umfeld bemerkbar: Storyboards aus Midjourney, AI generierte Stock Music, AI generierte Performance Ads, Data-Infused Media Buying, you name it.

Adcreative.AI erzeugt zum Beispiel Performance Assets für UnderArmor oder Tesla

Doch AI muss nicht Avantgarde sein, im Gegenteil. In so ziemlich jedem E-Mail Verteiler-Tool stecken Dinge, die man als AI bezeichnen könnte und die Technologie ist nicht am fernen Horizont, sondern längst in deinem Social Feed. Zum Beispiel beim Content-Giganten Buzzfeed: 

"Buzzfeed is one of the biggest content-driven sites in the world… it uses AI to drive every aspect of its operations, such as determining the odds of a particular piece of content going viral, suggesting what content visitors would like to see, and automating the routine aspects of publication such as keyword selection, categorization, and personalization."

Bernard Marr im Forbes Artikel "Artificial Intelligence And The Future Of Marketing"

Ein kleiner Exkurs: Die letzte Erfindung der Menschheit

Wenn man salopp über AI spricht, schwingt dabei auch immer ein Quantum Skynet mit. Und das Ganze ist auch zurecht ziemlich scary, wenn man, wie einige Zukunftsforscher:innen, AI als Schlüssel zur technologischen Singularität sieht. Also den Punkt, an dem Computer den Menschen übertreffen und wir, rein theoretisch gesehen, nie wieder etwas erfinden werden.

Technological Singularity: der Punkt, an dem Siri dich entmündigt.

Blade Runner, aber in echt und mit toxisch guter Laune.

AI ist dystopisch auf eine süße Art und Weise.

Der AI Weltuntergang ist noch nicht eingetreten. Soweit so gut. Aber es gibt genug Anwendungen, die auf den zweiten Blick dann doch recht dystopisch wirken.

Zum Beispiel Replika - Ein Chatbot Companion powered by AI. Geschaffen um Menschen, die einsam sind, einen virtuellen BFF zur Verfügung zu stellen. Davon profitieren Alte, oder Menschen am Spektrum, die sich mit ihren Social Skills schwertun, sicher ganz besonders. Auch ist Replika beliebt als Partner für Rollenspiele. Vor allem ist es aber eine Echokammer für das, was man von ihr will. Und hier wirds dann auch ein bisschen scary.
Kann sich eigentlich noch jemand an Spike Jonze’s  “her” erinnern? 

Replika sagt er ist Gott

Bösartige Profilbilder?

AI ist ziemlich weit, aber nicht ausgereift.

Jeden Tag entwickelt sich AI rasant weiter und erweitert die Felder, in denen sie angewendet wird. Laut US-Studien verdrängt AI zwar wirklich schon Menschen am Arbeitsplatz - aber anders als AI-Geeks vermuteten, stellen sich die prophezeiten Produktivitätssteigerungen insgesamt nicht ein. Aber Fakt ist: AI ist noch weit entfernt davon, den Menschen abzuhängen.

"Current AI technologies are not just far from general intelligence; they are not even that good at things that are second nature to humans — such as facial recognition, language comprehension and problem-solving. This means a double whammy for labor, because AI technologies displace labor and don’t generate any of the labor-demand boost that would have resulted if the technology had delivered more meaningful productivity gains.”

Daron Acemoglu in der Washington Post Opinion "The AI we should fear is already here"

Und AI Content kommt auch anderswo in die Kritik.
LensaAI ist all over the Internet - und weltweit erstellen Menschen damit Avatare für ihre Social Profiles. Dabei nutzen Static Diffusion Modelle wie Lensa echte Werke als Referenz und piraten damit Intellectual Property, oder besser gesagt einfach das halbe Internet. Egal ob Getty, das Pinterest-Board deiner Steuerberaterin oder eben echte Kunstwerke. 

"By September, Dungeons & Dragons artist Greg Rutkowski was so popular as a Stable Diffusion prompt used to generate images in his detailed fantasy style that he worried his actual art would be lost in the sea of algorithmic copies. “What about in a year? I probably won’t be able to find my work out there because [the internet] will be flooded with AI art.”

Aus dem TechCrunch Artikel "Lensa AI, the app making ‘magic avatars,’ raises red flags for artists"

Und wir haben schlichtweg keine Ahnung, was in einem Jahr ist.


Noch crazier wird es, wenn AI zum Gerichtshelfer wird - und das ist schon der Fall. In den USA errechnen Algorithmen Bail Modelle und schlagen Sentencings vor - und replizieren damit bestehende Biases und manifestieren vergangene Fehler in der Gegenwart. Und wie der US-Supreme Court im Fall The State vs. Loomis entschieden hat, muss Compas, die Private Entwicklungsfirma hinter der Software für die US-Behörden ihren Algorithmus nicht mal veröffentlichen. Slight WTF Moment.

The Human Factor: AI Empowered Human Thinking

AI ist nicht supercreative

AI ist eine gigantische Chance für die Medienbranche. Aber nur dann, wenn sie eine:n CD hat, der sie führen kann. Denn AI ist “narrow”.

"Throughout our lives, human brains organically absorb information to build complex neural networks. It’s this balanced learning that makes us creative, allowing us to innovate by abstractly applying knowledge gained in one situation to completely different contexts.” - Graham Wilkinson”

Aus ad exchanger "AI Can’t Replace Human Creativity. But It Can Enhance It"


Und das ist der springende Punkt. AI ist systematisch und nicht kreativ - es ist immer die Kombination aus Input und Dataset - und hier braucht es den Menschen. “Thinking out of the box” und “Doesn’t deviate from Instructions” sind nicht die besten Partner. Aber AI kann optimieren - sie kann Features eines Adsets als Dataset anlegen und die Verhältnisse zueinander optimieren, sie kann Kampagnen in die Unendlichkeit variieren, sie kann Wildcards konzipieren, die niemand am Radar hatte. Sie kann das Game revolutionieren und die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändern.

Und sie kann uns dabei helfen, gemeinsam mit einem tech-savy Filmproduktionschef ein animiertes Video zu erstellen, das früher Wochen gedauert hätte und dementsprechend unleistbar gewesen wäre.



David Bogner

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