Wohlfühl- und Auf-der-richtigen-Seiten-stehen-Marketing kann echte Kommunikation niemals ersetzen kann. Und gerade jetzt braucht es mehr als einen Claim.
Während Ärzt*innen gerade unmenschliche Entscheidungen treffen müssen und das Pflegepersonal übermenschliches leistet, sind wir in einer relativ privilegierten Lage. Wir können im Homeoffice arbeiten, haben einen halbwegs sicheren Job und tragen nicht die Verantwortung für dieses Land.
Wir jammern zwar wie immer, aber das sind First World Problems.
Trotzdem geht das alles nicht spurlos an uns vorbei. Wir fragen uns, was wir besser machen können, wie einen Beitrag leisten. Und es ist auch ganz einfach unser Job die aktuelle Situation in unsere Arbeit einfließen zu lassen, weil gute Kommunikation immer mitten aus dem Leben kommt.
Also stellen wir in dieser Reading List zwei Kampagnen vor, die sich beide irgendwie um Corona drehen, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht so sichtbar ist.
Good Time meets Weihnachtsfilm. Normalerweise finden wir solche Vergleiche anmaßend,
aber Christoph Kutschnig ist es gemeinsam mit Matthias Poetsch und der PPM2.0 irgendwie wirklich gelungen.
Seit ein paar Jahren gehören emotionale Weihnachtsspots fast genauso zur Festive Season wie Die Hard schauen, Lichterketten und Zeit mit der Familie verbringen. Diese Spots wollen entweder emotional berühren, eine gute Geschichte mit Happy End erzählen oder einfach nur gute Stimmung machen. Die besten greifen aber aktuelle Themen auf, so wie das PENNY dieses Jahr ganz großartig gemacht hat. Auch wenn man kritisch anmerken darf, ob das noch irgendwas mit dem Discounter zu tun hat.
Für die ÖBB lagen dieses Jahr Konzepte auf dem Tisch, die genau diese Bandbreite abdecken und wir sind sehr dankbar dafür, dass sich die verantwortlichen Personen für das schwierigste Thema entschieden haben: Den Konflikt.
Es ist egal, ob man mit Kolleginnen und Kollegen in einer Betriebsführungszentrale redet oder beim Postbus, im Zug, beim Verschub oder in einer Werkstätte. Überall merke ich: die ÖBB sind ein Spiegelbild der Gesellschaft. Aber was mir innerhalb der ÖBB Familie besonders auffällt, ist das gelebte Miteinander.
ÖBB CEO Andreas Matthä über die gesellschaftliche Ebene des Weihnachtsfilmes und warum das gerade für die ÖBB von Relevanz ist.
Aber dieses Jahr gibt es eine zweite Ebene, eine gesamtgesellschaftliche, die gerade für die ÖBB relevant ist. Denn während wir digital immer mehr in unseren eigenen Bubbles und Parallelgesellschaften leben, bleibt der öffentliche Verkehr einer der wenigen Orte, wo alle zusammenkommen: Corona-Leugner*innen, die nur widerwillig die Maske tragen genauso wie Antifa Demonstrant*innen
Die inhaltlichen und ideologischen Gräben werden diese zwei Gegensätze vermutlich auch auf der längsten Bahnfahrt der Welt nicht überwinden, aber vielleicht hilft sie dabei, den Fokus auch wieder ein wenig auf die Gemeinsamkeiten zu legen und so die Basis für Dialog zu schaffen.
Egal ob das die Vorfreude auf Weihnachten ist oder ganz einfach nur die Notwendigkeit, von A nach B zu kommen.
(Ich will..) "Die aktuelle Tendenz rückgängig machen, dass die globale Verständigung implodiert. Die Welt zerfällt in verschiedene Filterblasen, die isolationistisch und nativistisch agieren und viel weniger miteinander zu tun haben, als noch vor zehn Jahren."
Die Künstlerin Hito Steyerl im aktuellen SPIEGEL
Auf Youtube findet man alle aktuellen Spots zur #GEHBITTE Kampagne der Arbeiterkammer.
Noch komplexer ist Geschichte rund um unsere aktuelle Arbeit für die AK.
Am besten beginnen wir wohl damit: Auch in unserem Umfeld, seien es Familie oder Arbeit, haben wir es mit Menschen zu tun, die wir sehr schätzen und lieben, die aber nicht geimpft sind.
Das ist ein Problem — darüber sind wir uns innerhalb der Bubble alle einig. Wie wir dieses Problem lösen, dafür gibt es sehr unterschiedliche Zugänge. Fakten, Spass, Emotion, Angst. Oder halt Zwang. Ein letzter Ausweg, der aktuell der pragmatischste Zugang zu sein scheint um die Pandemie endlich in den Griff zu bekommen.
„Hören wir auf mit der Spaltung in der Gesellschaft.“
Renate Anderl über das politische Versagen der Verantwortlichen
und darüber, dass der Weg nach vorne nur ein gemeinsamer sein kann in der ORF Pressestunde.
Wenn wir aber an die oben erwähnten Gräben denken, wollen wir jede Möglichkeit ausnutzen, die dafür sorgt, dass der Zwang für möglichst wenig Menschen relevant wird. Und trotzdem die für uns alle mittlerweile unerträgliche Situation asap zu einem Ende kommt.
Gemeinsam mit der Arbeiterkammer stellen wir die knapp 4 Millionen Arbeitnehmer*innen in den Mittelpunkt unserer Kommunikation und wollen für und mit ihnen mobilisieren.
Die AK-Impfkamapagne arbeitet mit einer ureignene Österreichischen Wesensart: dem Grant
Nicht mit Zwang, sondern mit einem Zauberwort und ein wenig Schmäh werben wir für die Verbesserung der Lage der Österreichischen Arbeiter*innen. Und damit natürlich der von uns allen.
Wie viel diese beiden Kampagnen wirklich bewirken, wird man in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten sehen. Sie reihen sich ein, in eine Vielzahl an Bemühungen, die unerträgliche Situation zu verbessern. Genau wie die Impfstoffe: manche mehr, manche weniger erfolgreich, alles immer noch besser als nichts zu tun. Ob aber ein einfaches Claim abwandeln und auf Twitter posten, die Zielgruppe der Ungeimpften überhaupt erreicht, ist schwierig zu sagen. „Hilfts nix, schadts nix“ kann man argumentieren. Oder dass genau dieses selbstbezügliche Schulterklopfen innerhalb der Bubble uns überhaupt erst in eine Situation gebracht hat, in der ein 4. Lockdown notwendig ist. Weil Auf-der-richtigen-Seite-stehen-Marketing echte Kommunikation niemals ersetzen kann. Und noch schlimmer: Vielleicht sogar eh nur die erreichen will, die es eh schon wissen.
Viel Lob aber auch teilweise Kritik.
Mc Donalds und andere Fast Food Firmen sind nicht für gesundheitsfördernde Geschäftspraktiken bekannt.
Und genau das bemühen wir uns anders zu machen. Die Arbeiten für die ÖBB und AK sollen für Verständnis werben, ein Statement für das Gräben-überwinden darstellen, für das Verbindende. Es ist ein Dokument eines Landes in einer gesellschaftlichen Krise. Und vor allem ein Plädoyer dafür, dass der Weg aus der Krise am Ende des Tages nur ein gemeinsamer sein kann.
"Wir sind Weihnachten"
Kunde: ÖBB
Produktion: PPM2.0
Regie: Christoph Kuschnig
DOP: Matthias Poetsch
"#GEHBiTTE Impfen"
Kunde: Arbeiterkammer
Produktion: MXR Productions
Regie: Dinko Draganovic
DOP: Pascal Hein
“Who the fuck are you? I’m a brat when I’m bumpin’ that”
Was wir von Taylor Swift für die Wahlen in Österreich mitnehmen können
Die Forderungen der AK sind wichtiger denn je — dementsprechend groß auch der Need sie…
In Anbetracht der politischen Lage, müssen wir aktiv zu werden. Hier geht es um etwas.…
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