Als einer der "Big Four" dominiert Amazon unser Leben. Die Vision von Amazon am dem Weg zur Weltmacht ist mindestens so beeindruckend wie verstörend.
Trigger Warnung: Ist Amazon böse? Ja!
Diese Reading List highlighted einzelne Elemente von Amazon, dem globalen Konzern von Jeff Bezos, der unseren Alltag immer mehr infiltriert. Das Ziel ist ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es die Company so weit geschafft hat. Das kann erstens nie vollständig sein und so ein Erfolg geht zweitens immer auch mit einer bedrohlichen Frage einher: Hat Amazon zu viel Macht und – noch wichtiger – nutzt es seine Macht zum Nachteil des Planeten. Um diese Frage zu klären, braucht es mindestens 142 eigene Reading Lists.
Vorab hier nur so viel: Auf Wikipedia kann man die Fehltritte von Amazon gesammelt nachlesen und hier ist eine Zusammenfassung der Antitrust Argumente zu finden. Auch Donald Trump ist nicht unbedingt ein Freund vom Amazon.
Amazon = Amazon Prime.
Anfang der 00er Jahre war Amazon ein Online-Buchhändler mit einer mittelmäßigen Website und einem Haufen Probleme. Mit dem Launch von Amazon Prime, einem Abo-Service für die Zustellung hat sich das rapide geändert. Dieser Artikel von Recode ist ein Long-Read, aber er zahlt sich aus, wenn man verstehen will, wie Amazon zu dem geworden ist, was es heute ist.
"This is the story of how the greatest retail innovation of the internet age was created, in the face of sound logic and reason that suggested it might very well be disastrous. It’s also a story of how a frankly bland idea — fast shipping — was powerful enough to alter consumer psychology forever."
The Making of Amazon Prime
Amazon Prime heißt Content.
2011 wird Prime um Content erweitert: Video, Musik, Podcasts. Der Konzern gründet ein eigenes Studio und fängt an eigene Inhalte zu produzieren. In Sachen Musik ist das letzte Highlight eine Zusammenarbeit mit Taylor Swift, die bei einem Prime Day Event auftritt und im Gegenzug dafür Werbung für ihr neues Album auf den Amazon Versandboxen bekommt.
"Taylor Swift is the musical representation of our corporate overlords."
Complex über Amazons Werbung für das neue Album "Lover"
Das nächste Game of Thrones und die beste Show auf Amazon Prime.
Video Content hat für Amazon eine Priorität. Die Anweisung das nächste Game of Thrones zu suchen, kommt direkt von Jeff Bezos. Und die Gründe dafür liegen auch auf der Hand. "If you have one of the top five or 10 shows in the marketplace, it means your show is more valuable because it drives conversations and it drive subscriptions. … We’re a mass-market brand." erklärt der Boss von Amazon Studios in einem Variety Interview. Und das lässt sich Amazon auch rund 1 Milliarde Dollar kosten – und das nur für eine Tentpole Show: Lord of the Rings.
"The biggest shows make the biggest difference around the world."
Amazon Studios chief Roy Price in Variety
Die aktuell spannendsten Shows auf Amazon Prime haben aber definitiv nicht den Anspruch, eine breite Masse zu unterhalten. Amazon hat nicht nur Drive Regisseur Nicolas Winding Refn mit "Too Old To Die Young" ein völlig am Markt und den Sehgewohnheiten vorbeigehendes, laaaaangsames Stück Kunst finanziert. Mit "Fleabag" ist auch die beste Serie des Jahres bei Amazon Prime.
Gaming, Advertising und das Cloud Service.
2014 hat Amazon den Konkurrenten Google ausgeboten und Twitch gekauft. Das ist eine riesige Wette auf das Gaming Business, die schon jetzt aufgegangen ist. Der Wert von Twitch hat sich mittlerweile verdreifacht und bietet unzählige Möglichkeiten – auch für Werbung (Amazons Ad Business, eigentlich eine eigene Reading List wert und neben Google und Facebook die dritte Tech Company, die den Werbekuchen wegfrisst).
Endgegner Amazon.
Das alles macht Amazon zum Endgegner in immer mehr Branchen. Am meisten hat aber aktuell noch der Handel mit dem Konzern zu kämpfen. Das merkt man natürlich auch in Österreich, aber vor allem in den USA ist der Kampf unerbittlich. Am besten kann man das daran sehen, wie sich Walmart abmüht, eine Strategie gegen seinen größten Konkurrenten zu finden. Und dabei einen riesigen Haufen an Geld verliert.
Day 1.
Es ist ein bissi lächerlich, eine Erklärung für den Erfolg von Amazon in den letzten Absatz dieser Reading List packen zu wollen. Dafür ist es einfach eine zu komplexe Kombination aus vielen richtigen Entscheidungen, Glück und einer Unternehmensstrategie, die nicht auf kurzfristige Gewinne sondern langfristige Marktbeherrschung ausgelegt ist (womit wir auch wieder den Bogen zum ersten Absatz spannen). Aber es zahlt sich zum Schluss aus, den Letter to Shareholders von 2016 genauer anzuschauen: Die Vision eines Konzerns, die den Kunden in den Mittelpunkt seiner Unternehmensphilosophie stellt und nie (Achtung, Klischee) zufrieden ist.
"Day 2 is stasis. Followed by irrelevance. Followed by excruciating, painful decline. Followed by death. And that is why it is always Day 1."
Amazon Exhibit 99.1 statement for the SEC