Han Solo, James Bond und Originalität auf Instagram

"FUCKED: HAN SOLO & JAMES BOND."
Es ist schön zu sehen, dass die großen Franchises dieselben Probleme haben wie Unternehmen, wenn es um Transformation ins 21. Jhdt geht. Nachdem der Han Solo Regisseur gefeuert wurde, teilt Danny Boyle bei Bond 25 das Schicksal. Er wollte einen Bond der #MeToo Ära machen. Dazu passt ein Statement von Andreas Völler aus dem Spiegel:

„Oft entscheidet sich das Topmanagement noch so lange Geld zu verdienen, wie es geht. Parallel soll ein ‚Digital Lab‘ ein neues digitales Geschäftsmodell entwickeln, das dann irgendwann auf Knopfdruck das alte ersetzt. Aber so funktioniert es nicht. Unternehmen müssen bei laufendem Betrieb digitalisieren.“

Spiegel Magazin 0

"MINDSET OVER ALL"
Zu Netflix gibt es so viel zu sagen: Vor allem der für eine Filmproduktion komplett neuartige, datenbasierte Zugang lässt viel Raum zum Nachdenken. Ist das der Grund, warum bisher noch kein echtes Meisterwerk aus Netflix hervorgegangen ist? Jetzt ist das Thema aber Zielgruppen und das Ende von klassischen Kriterien wie Alter, Geschlecht oder auch Einkommen. 

Big Data ermöglicht uns zum ersten Mal darauf mehr oder weniger zu scheissen, und stattdessen vom Handeln auf zukünftiges Handeln zu schließen. Oder mit den Worten von Netflixs Chief Content Officer: “Nowadays, in our modern world, hit play once and it tells us volumes more than knowing you’re a 31-year-old woman or a 72-year-old man or a 19-year-old guy,” Yellin says.

Or, as Sarandos puts it,


“It’s just as likely that a 75-year-old man in Denmark likes Riverdale as my teenage kids.”

http://www.vulture.com/2018/06/how-netflix-swallowed-tv-industry.html 

QZ: "YOU ARE NOT ORIGINAL OR CREATIVE ON INSTAGRAM"

Instagram als Beispiel dafür anzuführen, dass alles immer gleicher wird, hat natürlich seine Berechtigung und dieser Witz-Account bringts ziemlich auf den Punkt. Andererseits ist dieser Kulturpessimismus auch ein wenig lächerlich. Ja, es hat sich eine gewisse Ästhetik von Essens-Fotografie und Gegenlicht-Selfies weltweit etabliert. Aber es gibt auch die andere Welt. Gestörte Tattoo-Künstler mit hundertausenden Fans, weirde T-Shirt Shops und obskure Inspirational-Accounts. Dein Feed ist deine Faulheit.
https://qz.com/quartzy/1349585/you-are-not-original-or-creative-on-instagram/

"SOEDER MACHT'S"
Wahlkampf und Markenkommunikation befruchten sich immer gegenseitig. Während in Österreich letztes Jahr noch von Schmutzwahlkampf und Silberstein-Skandal die Rede war, läuft das in Bayern etwas anders ab. Der große Unterschied zu Österreich ist, dass die Kampagne nicht als False Flag daherkommt, sondern ganz offensichtlich und offensiv karpert. Und damit gleich doppelt belohnt wird. Die CSU wird lächerlich gemacht, weil sie sich nicht die URLs gesichert haben und gleichzeitig bringt man noch die eigene Botschaft an die Menschen.
https://www.facebook.com/soedermachts/
http://www.soeder-machts.de/

EIN KOMMENTAR ZUR WORK/LIFE DISKUSSION.

Arbeitszeit, Leben, Erfolg… das ist ein Themenkomplex, der uns natürlich dauerhaft beschäftigt. Dementsprechend gut passen hier drei relativ aktuelle Zitate. Birkenstock CEO Oliver Reichert vertritt einen modernen Zugang zu Arbeit und Anwesenheit: "Mindestens acht Stunden im Büro sind das Ideal, am besten früh kommen und möglichst lange bleiben. Ich halte das für total überholt."
http://www.xing-news.com/reader/news/articles/1623114

Ungefähr dasselbe steht auch in diesem Artikel, für bessere Shareability in Empörung verpackt:
https://www.linkedin.com/pulse/das-m%C3%A4rchen-vom-produktiven-8-stunden-tag-und-warum-wir-follmann/

Arbeit und Leben sind im 21. Jhdt nicht mehr getrennt, was — nona — Vor- und Nachteile hat. Arbeit hört so nie auf und die Verantwortung „STOP" zu sagen, wird komplett dem Arbeitnehmer umgehängt. Schließlich kommt dieser moderne Deal immer mit dem Versprechen von mehr Freizeit, mehr Familie, mehr Leben, die man sich einfach nur nehmen muss. Wenn die Leistung stimmt…  Byung-Chul Han hat das schon in Theorie verpackt, wenn er schreibt: „Die Positivität des Könnens ist viel effizienter als die Negativität des Sollens. Das Leistungssubjekt ist schneller und produktiver als das Gehorsamssubjekt“

Fast ein wenig anachronistisch dazu das Statement von JvM Gründer Jean-Remy, der Leistung mit Anwesenheit verbindet. Erfolg, so schwingt hier mit, hat immer auch mit Entbehrung zu tun. https://derstandard.at/2000084893081/Werber-Jean-Remy-von-Matt-kritisiert-freizeitorientierte-Schonhaltung?ref=rss

Die Frage, die wir uns stellen, ist die: Reden sie eigentlich vom gleichen, nur anders, besser verkaufbar und moderner verpackt? Und was heißt es genau, wenn Christian Gosch, Neo-Geschäftsführer von Serviceplan, sagt, er will in seiner Agentur „den bestmöglichen Arbeitsplatz für die Entwicklung kreativer Exzellenz in Österreich zu schaffen“.
https://www.horizont.at/home/news/detail/serviceplan-austria-jetzt-mit-doppelspitze.html

"THE CUT: THE UNLIKELY RISE OF BIRKENSTOCK"

Im New York Magazine ist ein großes Profil über die Brand und ihren CEO Oliver Reichert erschienen. Mit Fotos von Juergen Teller. Geshared wurde hauptsächlich der Part, dass Ko-Ops mit Supreme und Vetements abgesagt wurden, aber abseits der Sensationsmeldungen stecken viele viele kleine Details in diesem Porträt. Zum Beispiel der Absatz über Rick Owens:

Im New York Magazine ist ein großes Profil über die Brand und ihren CEO Oliver Reichert erschienen. Mit Fotos von Juergen Teller. Geshared wurde hauptsächlich der Part, dass Ko-Ops mit Supreme und Vetements abgesagt wurden, aber abseits der Sensationsmeldungen stecken viele viele kleine Details in diesem Porträt. Zum Beispiel der Absatz über Rick Owens:

"Owens is one of the very few American designers to successfully establish a brand in Europe. That appealed to Reichert, who calls his work “funny, crazy, edgy,” adding, “The form and the content matches. With most of the big designers, there’s a form but little content.”

Lesen zahlt sich aus.

https://www.thecut.com/2018/08/cathy-horyn-on-birkenstocks-unlikely-rise.html

CULTURAL NEED, SEGMENTIERUNG, OTHOMOL. 

https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/orthomol-dieser-mittelstaendler-verkauft-zweifelhafte-produkte-mit-vorbildlichem-marketing/22917602.html

Es ist schnell zusammengefasst: Wir leben in einer Zeit der Selbstoptimierung.
Die Spass-Generation ist tot, jetzt heißt das Motto "fitter happier more productive“
https://www.youtube.com/watch?v=My10FLH5DT0

Und genau das ist das Produktversprechen dieser Nahrungsergänzungsmittel.
Cultural Need: Check!

Dazu kommt, dass die Firma für jede Zielgruppe genau das richtige Produkt hat. Kinderwunsch, Wechseljahr, Männliche Fruchtbarkeit, Junge, Alte, Vor- Während- und Nach dem Sport… You Name It.
https://www.orthomol.com/de-de/produkte/produktuebersicht

Philipp Papapostolu

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